Flauschis Tag in der Zentrale

 

Flauschis Tag in der Zentrale

Mit heulenden Sirenen jagten 2 Motorradcops ?ber den San Antonio Highway. Vor ihnen raste ein roter Pick Up, wild die Spuren wechselnd, mit etwa 95 m/ph her. Jon und Ponch m?hten sich ab, den Anschluss nicht zu verlieren und gleichzeitig den anderen Fahrzeugen auszuweichen. Per Funk hatten sie Verst?rkung herbeigerufen. Aus dem Augenwinkel bemerkte Jon, wie sich von einer Auffahrt ein Highway Patrol Cruiser anschloss. An der am Fahrzeug angebrachten Kennung erkannte er, dass er Turner vor sich hatte. Jeb nahm ?ber Funk Verbindung zu den beiden auf und informierte sie: ?Etwas weiter vorne haben die Kollegen den Verkehr aufgehalten, der entkommt uns nicht!?. Jon funkte ein kurzes ?Danke? zur?ck und konzentrierte sich wieder auf die Strasse. Gemeinsam vergr?sserten sie den Abstand und liessen den Pick Up in die Falle gehen.

Um 9 Uhr traf sich die Fr?hschicht zur t?glichen Einsatzbesprechung. Sgt. Getraer rief die Officer zur Ruhe und begann: ?Gestern Nacht gab es einen schlimmen Unfall auf der 405, 15 Fahrzeuge sind darin verwickelt. Die Aufr?umarbeiten dauern noch an und der diensthabende Ermittler sucht Freiwillige, die mithelfen. Grossie und Turner warfen sich einen Blick zu, dann hoben sie gleichzeitig die H?nde. ?Gut, sie beide melden sich um 10 Uhr bei Sgt. Winters, er wird sie einweisen?. Beide nickten bejahend. ?Zur Zeit machen uns Autoddiebe Kummer, merkw?rdigerweise stehlen sie ausschliesslich alte Rostlauben, die sie von Supermarkparkpl?tzen oder ?ffentlichen Strassen entwenden. Bitte halten sie die Augen auf?, schloss er und beendete die Besprechung.

?Wer stiehlt denn alte Autos, der muss ja total bescheuert sein?, am?sierte sich Ponch auf dem Weg nach draussen. Jon grinste nur, setzte den Helm auf und startete seinen Motor.

Punkt 10 Uhr meldeten sich Grossie und Turner bei Sgt. Winters. Dieser musterte sie kurz: ?Sie beide hat man mir also geschickt? Na, besser als nichts?. Etwas beleidigt sahen die beiden Officer sich an, erwiederten aber nichts. ?Turner, Sie helfen in der Aufbewahrungsstelle und gehen den Ermittlern zur Hand, Sie Grossman, werden diese Berichte abtippen und vern?nftig ablegen. - Mein Gott, 15 Autos sind schrott, aber nicht ein Fahrer ist am Unfallort zu finden gewesen. Was f?r eine verr?ckte Welt?, schloss er und dr?ckte dem verbl?fften Grossman einen Stapel Berichte in die Hand. Damit liess er die beiden stehen und wandte sich anderen Dingen zu. ?Klar, ich bekomme mal wieder den Schreibkram ab?, moserte Grossie. ?Tja, ich habe dann wohl den spannenden Job erwischt?, lachte Jeb.

Obwohl ein wenig entt?uscht, machte Grossman sich sofort an die Bearbeitung der Berichte. Nach zwei Stunden beschloss er eine kurze Kaffee Pause zu machen und nach den Kollegen zu sehen. Leider traf er Turner nicht im Pausenraum an, deswegen setzte er sich zu Officer Grant. ?Wie sieht?s bei euch aus?? Erkundigte er sich. ?Die Nachtschicht hat schon gut aufger?umt und die meisten Fahrzeuge weggebracht, allerdings braucht die Spurensicherung noch eine Weile. Die Unfallstelle wird erst heute Nachmittag f?r den ?ffentlichen Verkehr freigegeben.? ?Hm, ich habe die Berichte der Nachtschicht durchgearbeitet, dort steht, dass kein Fahrer an der Unfallstelle anzutreffen war. Stimmt das?? ?Ja, das k?nnen wir uns wirklich nicht erkl?ren?, stimmte Officer Grant zu. Dann stand er auf. ?Grossman, machen sie nur keine Tipfehler?, verabschiedete er sich. Grossie schnitt ihm eine Grimasse und kehrte an seinen Schreibtisch zur?ck, irgendetwas st?rte ihn an den Berichten, er kam nur nicht drauf.

*

Ponch winkte Jon zur Seite. ?Sieh mal, was macht der da?? wies er erstaunt auf einen Mann, der mit einem Staubsauger in seinem Vorgarten rumhantierte. ?Sir, hey Sir, ja Sie, was machen sie denn da?? Schrie Ponch ?ber die Strasse. Der etwa 45 j?hrige Mann reagierte nicht und saugte seeleruhig seinen Rasen weiter. Jon und Ponch stellten ihre Motorr?der ab und n?hrten sich vorsichtig dem Grundst?ck des Mannes. Dieser blickte ?berrascht auf, als er die beiden Cops pl?tzlich vor sich sah. ?Was ist los, Officer?? Fragend sah er die beiden an. ?Bitte zeigen Sie mir ihren Ausweis?, bat Jon. ?Also Mr. Stoner, warum um alles in der Welt saugen Sie auf ihrem Rasen Staub?? ?Das mache ich doch gar nicht?, lachte Mr. Stoner. ?Was soll das denn sonst sein?? erwiederte Ponch etwas ungehalten. ?Ich sauge nicht Staub, ich bin Erfinder und diese Erfindung soll helfen, die Luft in H?usern ohne Klimaanlage besser zu filtern. Daf?r nehme ich Luftproben?, schloss er. Etwas irritiert sahen Jon und Ponch sich an. ?Entschuldigen Sie die St?rung und einen sch?nen Tag noch?, sagte Jon zu dem dunkelhaarigen Hobbyerfinder, dann fuhren sie davon, beide noch mit dem Gesehenen besch?ftigt. ?Pass auf!? schrie Ponch pl?tzlich. Doch es war schon zu sp?t, Bremsen quietschten, Jon nahm undeutlich ein Fellkn?uel war, dann lag er auch schon mit seiner Maschine am Boden. Neben ihm kam Ponch zu stehen. ?Alles klar?? fragte er erschrocken? ?Ja, mir geht es gut, sieh nach, ob jemand zu Schaden gekommen ist?, st?hnte Jon. Ratlos sah Ponch sich um, die Strasse war leer, doch halt, dort lag etwas Kleines. Als er n?her kam, sah Ponch, dass es ein schwarzes Kaninchen war, es duckte sich ?ngtlich unter Jon?s Satteltaschen. Vorsichtig nahm Ponch das kleine Tier auf und sah sich suchend um. Die Strasse lag nach wie vor wie ausgestorben vor ihm. Inzwischen hatte Jon seine Maschine wieder aufgerichtet und suchte nach Sch?den. ?Der rechte Spielgel ist abgebrochen?, meinte er. ?Am besten fahren wir zur?ck und Harlan sieht sich das mal an?. Dann k?nnen wir den kleinen Unfallverursacher gleich ins Tierheim bringen?, stimmte Ponch zu. Wo kam das Kaninchen nur her? Es war durchaus kein typisches Haustier f?r diese Gegend. Gemeinsam machten sie sich auf den R?ckweg.

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Turner stand vor einem riesigen Blechhaufen, der aus 15 verbeulten Autos bestand. ?Wie sollen wir da nur Ordnung reinbringen?? r?tselte er und kratzte sich ratlos am Kopf. ?Jeb, mach Dich n?tzlich und nummeriere die Wracks von 1 bis 15 durch, hier sind Zettel?, rief Officer Duncan, gleichzeitig warf er ihm einige Klebezettel zu. Turner tat wie ihm geheissen und machte sich an die Arbeit. Neugierig warf er einen Blick in das erste Auto. Ihm fiel auf, dass statt des Schl?ssels ein Schraubenzieher im Z?ndschloss steckte, genauso bei 4 weiteren Autos. Ausserdem waren einige der Wagen innen v?llig verstaubt. Bei den anderen steckten Z?ndschl?ssel. Er sah sich die Autos nun n?her an, bis auf 5 waren alle stark besch?digt. ?Merkw?rdig?, murmelte er vor sich hin und ging zur?ck in die Garage.

Grossie hatte nun alle Berichte der Nachtschicht abgetippt und abgelegt. Trotzdem sass er wie im Traum an seinem Schreibtisch und ?berlegte angestrengt. Etwas stimmte hier nicht, da war er ganz sicher. Es war kein normaler Unfall, und warum hatte keiner den L?rm der ineinander rasenden Autos geh?rt? Es gab Anwohner in der N?he, niemand jedoch hatte eine Massenkarambolage bemerkt oder laute Ger?usche geh?rt. Grossie griff zum Telefon und w?hlte die Nummer von Sgt. Winters. ?Winters?, meldete dieser sich bald. ?Sir, hier ist Grossman, ich habe mir Gedanken gemacht und frage mich, gab es viele Spuren am Unfallort?? ?Das geht Sie nichts an, Grossman, tippen Sie ihre Berichte ab und st?ren mich nicht weiter?. Damit legte er auf, bevor Grossie noch etwas sagen konnte.

*

Harlan war nicht sehr erfreut ?ber die zus?tzliche Arbeit, die Jon ihm brachte. ?Eigentlich h?tte ich hier Deinen Partner erwartet, was ist passiert?? Jon berichtete kurz. Harlan sch?ttelte den Kopf. ? So etwas passiert auch nur euch?, damit drehte er sich um und arbeitete an einem aufgebockten Auto weiter. Dave, Harlans Hund, strich Jon um die Beine, in der Hoffnung einen Leckerbissen zu ergattern. Pl?tzlich fing er an zu knurren und sprang an Ponch?s Motorrad hoch. Siedend heiss fiel Ponch das Kaninchen ein, welches immer noch in seiner Satteltasche hockte. Vorsichtig nahm er es heraus, wehrte Dave ab und folgte Jon in das Hauptgeb?ude. ?Eigentlich wollte ich Harlan bitten, auf das Tier aufzupassen, aber Dave scheint etwas dagegen zu haben?, meinte Ponch. ?Komm, wir rufen im Tierheim an?, ermunterte ihn Jon. Doch es stellte sich heraus, dass das Tierheim am Mittwoch Nachmittag geschlossen hatte. Ponch war verwirrt. Er und Jon mussten wieder auf Streife, das Tierheim hatte zu, Dave wollte das Kaninchen am liebsten fressen und sonst war auch keiner da, der sich um Flauschi, wie er das Tier insgeheim nannte, k?mmern konnte.

?Poncherello, Baker ! Was machen sie hier drin, w?hrend draussen die Verbrecher freie Bahn haben?? Ein sehr ver?rgerter Sgt. Getraer kam um die Ecke. Was nun ? Ponch war ratlos, der Sergeant hatte bestimmt kein Verst?ndnis f?r Flauschi ? und ganz bestimmt nicht, wenn er sie auf seinem Arm sah. Blitzschnell huschte er in einen Raum und setzte das Kleintier in eine Schreibtischschublade. ?Poncherello, was machen sie da drin? Erkl?ren sie mir lieber, was sie nun wieder kaputt gemacht haben!? Getraer war wirklich nicht guter Stimmung. Ponch ?berliess es Jon, sich rauszureden und sah zu, dass er rauskam. Um Flauschi wollte er sich sp?ter k?mmern.

Flauschi war nicht begeistert, dass sie nach der langen Zeit in der engen Satteltasche nun wieder in einem dunklen Loch sitzen musste. Ver?rgert machte sie sich ?ber alles her, was in ihrer Reichweite war.

Turner war inzwischen fertig mit der Begutachtung und Katalogisierung der Unfallwagen und schlenderte zu Officer Grant hin?ber. ?Gibt es etwas Neues von der Spurensicherung?? Officer Grant sch?ttelte den Kopf. ?Die wissen sich auch nicht mehr zu helfen?, erwiderte er. ?Es gibt so viele Spuren am Unfallort, jedoch scheinen die meisten nicht zu den dort aufgefundenen Autos zu geh?ren. Wir wissen uns keinen Rat mehr?, f?gte er stirnrunzelnd hinzu. ?Hier Jeb, nimm die Formulare und zeichne die Besch?digungen f?r jedes einzelne Auto ein?, Grant reichte ihm einen Bleistift und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Turner erledigte die Aufgabe sehr gewissenhaft. Er bemerkte, dass das erste Auto ?berhaupt keine Besch?digungen aufwies. Es war tadellos in Ordnung, sah man von dem im Z?ndschloss steckenden Schraubenzieher ab. ?Merkw?rdig, irgendetwas ist hier faul?, ?berlegte Turner. ?Aber ich komme nicht darauf?. Er konzentrierte sich wieder auf seine Formulare. Ein ungutes Gef?hl blieb jedoch.

Am fr?hen Nachmittag brachte Sgt. Winters einen riesigen Stapel weiterer Berichte zu Grossman, den er jedoch nicht am Schreibtisch vorfand. ?Grossman, wo bleiben Sie denn?? Winters wurde langsam ungeduldig. Doch Grossie tauchte nicht auf. Statt dessen vernahm er merkw?rdige Ger?usche aus dem Schreibtisch, an dem Grossie arbeiten sollte. Ein Knapsen und Kauen. Winters n?hrte sich vorsichtig und suchte nach der Quelle der Ger?usche. Er zog verschiedene Schubladen auf - und siehe da, in der dritten von oben wurde er f?ndig. ?Grossman, verdammt, Grossman, wo stecken Sie denn?? Br?llte er nun aufgebracht. ?Wo bleiben meine Berichte?? Wie ein aufgescheuchtes Huhn kam Grossie ins B?ro gerannt. ?Sir, Ihre Berichte sind fertig, ich habe sie hier abgelegt, oh nein ?.? Grossie wurde leichenblass und starrte auf die Schublade, die Winters aufgezogen hatte. ?Grossman, was hat dieses Untier in Ihrem Schreibtisch zu suchen ?? Winters konnte sich kaum noch beherrschen. ?Jetzt erz?hlen sie mir bloss nicht, sie w?ssten nicht wo das her kommt. Grossman, wo sind meine Berichte?? Stumm wies Grossie auf die Schublade. Er nahm die seelenruhig Papier knuspernde Flauschi aus der Schublade und setzte sie auf den Boden. Dann versuchte er von den Berichten zu retten, was zu retten war. Flauschi hatte ungef?hr ein Drittel der sorgf?ltig abgetippten Berichte zernagt. ?Bis heute Nachmittag um 16 Uhr habe ich alle, und ich meine damit alle Berichte auf dem Tisch liegen, ist das klar Grossman?? Winters hatte sehr leise gesprochen, doch Grossie konnte die Wut, die in den Worten mitschwang, sehr deutlich wahrnehmen. ?Ja, Sir?, erwiederte er, seinem Blick ausweichend und machte sich an die Arbeit. Das kleine, schwarze Kaninchen hatte er total vergessen.

Flauschi hatte Hunger, das Papier war nicht das Wahre gewesen, neugierig hoppelte sie aus dem B?ro in den Flur und verkroch sie nach erfolgloser Futtersuche unter Sgt. Getraers Schreibtisch, wo sie einen Stengel verwelkter Petersilie fand, der wohl von einem Sandwich stammte.

*

Jon und Ponch hatten nach dem Verteilen einiger Strafzettel Hunger bekommen und beschlossen Mittagspause zu machen. Sie hielten an einem Imbiss und bestellten sich einen Burger. ?Sieh mal?, Jon wies auf einen nahen Supermarktparkplatz. ?Was macht der da?? Ponch folgte seinem Blick und bemerkte zwei M?nner und eine Frau, die um die geparkten Autos herumschlichen. Aufmerksam beobachteten die Officer, wie der schwarzhaarige Mann ein Auto ?ffnete und die Frau damit davonfuhr. Ponch wollte aufspringen. ?Die schnappen wir uns?, rief er. ?Warte?, Jon wies auf die verbliebenen beiden M?nner. ?Die sind noch nicht fertig?. Der Blonde Mann n?hrte sich einem ?lteren Van, knackte die T?r und fuhr davon, nachdem er eine Weile in geb?ckter Haltung im Wagen gesessen hatte. Das Gleiche tat nun auch der schwarzhaarige Mann.

Hastig beendeten Jon und Ponch ihren Lunch und begannen die Verfolgung des letzten Wagens, den das Trio entwendet hatte. ?Warum verhaften wir sie nicht gleich?" Wollte Ponch wissen. ?Vielleicht f?hren sie uns zu ihrem Versteck, dann haben wir gleich alle beisammen?, antwortete Jon. ?Sag mal, Ponch, f?llt Dir nichts auf ?? ?Nein, was denn, beeil Dich, sie sind gleich weg? dr?ngte Ponch. ?Du musst blind sein?, rief Jon. ?Die haben nur alte Rostlauben gestohlen, erinnerst Du Dich nicht mehr an die Besprechung?? Jetzt fiel es Ponch wie Schuppen von den Augen. Gemeinsam folgten sie dem Wagen unauff?llig in ein abgelegenes Industriegebiet. Dort hielt dieser vor einem heruntergekommenen Schrottplatz und fuhr dann auf den Hof. Jon und Ponch hielten sich zur?ck und forderten Verst?rkung an. Mit Hilfe von Baricza, Bonnie und drei Einheiten des LAPD verhafteten sie die Diebe und stellten mehr als 20 gestohlene Altautos sicher.

Sp?ter auf dem Revier gab es eine Belobigung von Sgt. Getraer. Dar?ber vergass Ponch Flauschi wieder einmal und machte nach dem Schreiben der Berichte um etwa 18 Uhr Feierabend.

Grossie hatte es nicht bis 16 Uhr geschafft und sass immer noch an den Berichten. Sgt. Winters war unerbittlich. ?Ich habe Ihnen ja nicht befohlen Ihr Haustier mit zur Arbeit zu bringen?, schimpfte er. Grossie f?gte sich schweigend, auch wenn er sich nicht erkl?ren konnte, wo dieses verdammte Karnickel so pl?tzlich hergekommen war. Die Berichte liessen ihm nach wie vor keine Ruhe, was war das nur? Pl?tzlich ging ihm ein Kronleuchter auf. Das war es: Die Spurensicherung hatte viele Spuren auf dem Freeway gefunden, jedoch passten diese nicht zusammen. Es gab weder Brems- noch Beschleunigungsspuren und es lag auch kein Fensterglas neben den Autos. Bei 5 Autos waren Glassplitter im Inneren zu finden gewesen, 10 Autos hatten merkw?rdige Kratzer an den Seiten. Erneut griff er zum Telefon und w?hlte die Nummer der Aufbewahrungsstelle. Er erreichte Officer Duncan, der eine Doppelschicht schob. ?Duncan, k?nnten Sie f?r mich etwas nachschauen?? Duncan stimmte z?gernd zu, er war sich nicht sicher, was Grossie wieder im Kopf herumspukte. ?Was willst Du wissen, Grossman?? ?Bitte sieh nach, ob sich an den Unfallwagen Spuren von den aufgefahrenen Autos finden?, bat er. Widerwillig stimmte Duncan zu und ging auf Parkplatz hinaus. Die Autos waren vorne und hinten verbeult, wie bei einer Massenkarambolage, jedoch passten die Beulen an den Autos nicht zusammen. Am Heck eines roten Wagens fand er blaue Lackspuren, obwohl der aufgefahrene Wagen weiss war. ?Seltsam?, ?berlegte Duncan. Er ging zum Telefon zur?ck und best?tigte Grossie, was dieser schon geahnt hatte. ?Duncan, die Autos sind nicht auf dem Freeway zusammengestossen, ich bezweifle, dass sie ?berhaupt ineinandergefahren sind. Jemand muss sie dort platziert haben?. Duncan wurde nachdenklich. ?Ich sage Winters Bescheid?, bot er sich an. Grossie bedankte sich und legte auf, dann wandte er sich wieder seiner Arbeit zu.

Sgt. Getraer hatte einen schlimmen Tag hinter sich. Er war von einem Meeting zum anderen gerannt und hatte seine Arbeit liegenlassen m?ssen. Diese holte er nun nach Feierabend nach. M?rrisch setzte er sich an seinen Schreibtisch und holte die Akten hervor. Als er seinen Stuhl zurechtr?ckte, stiess er an etwas Weiches. ?berrascht blickte er unter seinen Schreibtisch, sah aber nur einen schemenhaften Schatten verschwinden. ?Was soll?s , ich bin wohl schon zu m?de?, seufzte er und begann an seinen Berichten zu arbeiten.

Inzwischen knurrte Flauschi der Magen ziemlich laut, sie fand aber nichts in den B?ros. M?de hoppelte sie in den Pausenraum und begann die M?lleiner nach Essbarem abzusuchen. Tats?chlich fand sie einige Salatbl?tter und Brotkr?mel, die sie schnell verputzte. Satt wurde man davon zwar nicht, aber der Schmerz im Bauch hatte nachgelassen. Dass sie den Pausenraum verw?stet hatte, st?rte Flauschi nicht weiter, sie suchte ein Pl?tzchen zum Schlafen und verkroch sich unbemerkt wieder unter Sgt. Getraers Schreibtisch.

Dieser war inzwischen fertig mit seiner Arbeit und nach Hause gegangen.

Ganz anders Grossie, er sass immer noch ?ber seinen Berichten. Er studierte die Unfallskizzen, die Turner von den Autos angefertigt hatte und wurde wieder stutzig. Er legte die Skizzen hintereinander auf den Boden und betrachtete sie eingehend. Die ersten 5 Autos waren kurzgeschlossen worden, sie hatten einen Schraubenzieher im Z?ndschloss stecken. Die darauffolgenden sahen alle normal aus, ausser den Beulen an Bug und Heck keine Besch?digungen. Grossie setzte sich neben die Skizzen auf den Boden und starrte v?llig abwesend darauf. Irgendwann, er bemerkte es kaum, rollte er sich zusammen, und schlief auf dem Boden ein.

Officer Duncan hatte Sgt. Winters zu Hause angerufen und ihm von dem aufgekommenem Verdacht erz?hlt. Winters jedoch fauchte ihn nur an: ?Duncan, haben sie nichts zu tun, was f?llt ihnen ein, mich im Feierabend zu st?ren. Man k?nnte meinen, sie h?tten zu viel Zeit mit Grossman verbracht?, dann legte er w?tend auf. Duncan war irritiert und sch?ttelte den Kopf ?ber so viel Ignoranz. Er versuchte in der Zentrale anzurufen, jedoch ging niemand ans Telefon. Gegen 7 Uhr morgens machte Duncan Feierabend und ?bergab seine Arbeit an Officer Grant. Er vergass jedoch Grossies Verdacht zu erw?hnen.

*

Diese Nacht war noch schlimmer als die letzte gewesen, Sgt. Getraer wurde nach wie vor von seiner Migr?ne gequ?lt und zu allem ?berfluss hatte er sich auf dem Weg zur Garage noch den Fuss verstaucht. V?llig ersch?pft liess er sich auf seinen Stuhl fallen, zog seinen linken Schuh aus und begutachtete seine Verletzung. ?Ein Verband wird ausreichen?, beschloss er und begann die Einsatzbesprechung vorzubereiten.

Ponch war mit einem schlechten Gewissen aufgewacht, hatte er doch das kleine Kaninchen v?llig vergessen. Er beschloss es sofort nach der Einsatzbesprechung ins Tierheim zu bringen.

Turner meldete sich bei Officer Grant und erkundigte sich nach Neuigkeiten. ?Gibt nichts Neues, kannst wieder Deinen Dienst aufnehmen?, brummte dieser. Damit schickte er Turner zur?ck zur Zentrale. Dort angekommen wollte Turner sofort nach Grossie sehen. Das B?ro schien jedoch leer, darum suchte er in den Umkleidekabinen und im Pausenraum, jedoch ohne Erfolg.

Flauschi hatte auch nicht gut geschlafen, es war doch etwas zugig in ihrer Ecke. Sie stand auf, g?hnte und streckte sich erstmal. Was war denn das? Diese Zweibeiner hatten aber auch ein Talent alle Wege zu versperren, ausserdem knurrte ihr Magen wieder ?berdeutlich laut. Sie versuchte das Hindernis aus dem Weg zu stossen, es gelang ihr jedoch nicht. Frustriert biss sie in den grossen Gegenstand vor ihrer Nase. Der roch auch so komisch. ?Au, verdammt, was war das?? Getraer sprang wie von der Tarantel gestochen auf und sah auf seinen verstauchten Fuss. Eine kleine Blutspur war auf seinem Grossen Zeh zu sehen. Er sah unter den Schreibtisch. Eine v?llig verwirrte Flauschi blickte zu ihm auf. Irgendwie schien man von dem Zweibeiner auch nichts Gutes erwarten zu k?nnen, darum versuchte sie davonzulaufen. Doch Getraer war schneller, packte das Kaninchen und setzte es in einen Ablagekorb. Dann legte er ein paar Akten oben drauf und zog sich seinen Schuh wieder an. Er nahm den Ablagekorb und die Akten, dann suchte er den Besprechungsraum auf. Wer fehlte mal wieder? Klar Poncherello, wer sonst kam immer zu sp?t. Allerdings war auch Grossman abwesend. ?Turner, sehen sie nach, wo Grossman bleibt?, befahl er. Aus den Augenwinklen bemerkte er, wie Ponch in den Raum geschlichen kam und auf seinen Platz rutschte. Dabei sah er sich immer wieder um. ?Poncherello, haben sie etwas verloren, oder warum h?ngen sie mit dem Kopf unter dem Tisch?? Ponch fuhr hoch und stammelte: ?Ah, ja Sir, ich suche nach Flauschi?. Die anderen Officer begannen zu kichern, einige lachten verhalten. ?Ruhe?, der Sergeant war ungehalten. ?Ist das hier vielleicht Flauschi?? Fragte er, das Kaninchen hochhebend. Ponch wurde knallrot und nickte. ?Ja, Sir, das ist Flauschi, sie ist Jon vors Motorrad gelaufen und das Tierheim hatte gestern zu?.

?Langsam glaube ich, wir sind das Tierheim hier?, knurrte Getraer. Erst dieser schreckliche K?ter und jetzt auch noch ein bissiges Karnickel. Er brachte Ponch den Ablagekorb mit dem Kaninchen und begann mit der Besprechung.

Turner suchte noch einmal alles ab. Dieses Mal suchte er gr?ndlicher und fand einen seelig schlafenden Grossie auf dem Boden im B?ro liegend. ?Hey, Grossie, wach auf. Die Besprechung hat schon angefangen?, Turner r?ttelte ihn an der Schulter. Grossie fuhr hoch und eilte mit ihm in den Besprechungsraum. Dort war die Besprechung gerade zu Ende und die Officer gingen auf Streife. Grossie fing sich im Vorbeigehen noch einen tadelnden Blick vom Sergeant ein. ?Wie weit bist Du mit Deinen Akten?? Fragte Turner nach. ?Ich bin noch fertig geworden, allerdings ?ber Deinen Skizzen eingeschlafen, irgendetwas stimmt damit nicht?, ?berlegte Grossman weiter. ?Ja, das ist mir auch aufgefallen, jedoch weiss ich nicht genau, was mich nun genau gest?rt hat?, seufzte Turner. Grossie zog ihn mit in sein B?ro und zeigte ihm, was er entdeckt hatte. ?Nun, dass die Wagen dort platziert wurden, sehe ich ein. Warum sind einige der Wagen jedoch unbesch?digt und haben einen Schraubenzieher im Z?ndschloss?? r?tselte Turner. ?Ich hab?s?, rief Grossie. Die 10 und die 5 Autos haben eigentlich nichts miteinander zu tun. Sieh mal, von 15 Autos haben 5 noch Nummernschilder?, f?gte er hinzu. Ich gleiche die Nummernschilder mit als gestohlen gemeldeten Fahrzeugen an?, sagte Turner und ging hinaus. ?Warte!? Schrie Grossie ihm hinterher. ?Wenn Du schon dabei bist, ?berpr?fe doch bitte auch die Fahrgestellnummern der anderen Fahrzeuge, vielleicht k?nnen wir die letzten Besitzer ermitteln?. ?Geht klar?, gab Turner zur?ck und machte sich auf den Weg. Grossie beschloss die fertigen Akten selbst bei Sgt. Winters vorbeizubringen und ihm seine Vermutungen mitzuteilen. Winters sass in seinem B?ro. Grossie klopfte und wurde hereingebeten. ?So, sind Sie nun endlich fertig?, begr?sste Winters ihn. Er bekam die Akten vorgelegt, die sich nach eingehender ?berpr?fung als ordentlich erwiesen. ?Sir?, begann Grossie, ?Turner und mir ist da etwas aufgefallen?. ?Jagen Sie schon wieder Hirngespinnsten nach, Grossman?? Unterbrach der Sergeant ihn. ?Nein, Sir, ich bin mir ziemlich sicher, was das angeht. Officer Turner ?berpr?ft gerade die Kennzeichen und Fahrgestellnummern der besagten Autos?. ?Was soll das bringen?? Winters zweifelte noch, da kam Turner hinzu und berichtete von seinen Ermittlungen: ?Die 5 unbesch?digten Autos sind gestohlen worden, es liegen Anzeigen vor. Von den Fahrgestellnummern liessen sich 8 von 10 noch zuordnen. Alle Vorbesitzer sagten, sie h?tten ihr Auto verschrotten lassen. Und jetzt raten Sie mal, wo?? Turner blickte Winters und Grossie an. ?Alle wurden auf denselben Schrottplatz gebracht. Wie passen denn die gestohlenen Autos da rein?? fragte Winters. ? Turner, das ergibt doch keinen Sinn.?

*

Jon und Ponch fuhren durch ihr Revier. Ponch hatte Flauschi in der Satteltasche sitzen, da er sich in der Zentrale nicht noch unbeliebter machen wollte. Sie kamen wieder an Mr. Stoner?s Haus vorbei, sahen ihn jedoch nicht im Garten. ?Wei?t Du, Jon, ich glaube nicht daran, dass dieser Mann Erfinder ist?, meinte Ponch. ?Wie kommst Du darauf?? Jon blickte ihn fragend an. ?Nun, Jon, der Staubsauger sah nicht modifiziert aus, das Kabel endete irgendwo im Wohnzimmer, soweit ich es sehen konnte. Da stimmt etwas nicht?. Jon ?berlegte kurz. ?Gut, dann lass uns die Nachbarin dort dr?ben fragen, vielleicht weiss sie mehr?. ?Gute Idee?, strahlte Ponch. Die beiden sprachen eine Frau mittleren Alters im Nachbargarten von Mr. Stoner an. Sie erz?hlte den beiden, dass Mr. Stoner nach dem pl?tzlichen Unfalltod seiner Frau und Tochter vor etwa 3 Monaten merkw?rdige Dinge tun w?rde, die Sache mit dem Staubsauger passiere wohl etwa dreimal in der Woche. ?Mr. Stoner versucht so seinen Kummer zu bet?uben?, vermutete sie. ?Er hat einfach seine gut laufende Spedition aufgegeben und ist jetzt nur noch zu Hause. Schade um den Mann?, die Nachbarin sch?ttelte bedauernd den Kopf. Jon und Ponch sahen sich an, das klang schon viel plausibler. Ponch beschloss nach Feierabend Mr. Stoner zu besuchen. Dieser Mann ging ihm nicht aus dem Kopf. Ganz in Gedanken, vergass er Flauschi schon wieder. Sie hatte nun riesigen Hunger und suchte in der Satteltasche nach etwas Essbarem. Ihre Nase verriet ihr, wo sie saftige Gurkenscheiben finden konnte. Geschickt nagte sie Ponch?s Brotbeutel durch und begann sich die Gurken und das Brot schmecken zu lassen.

*

Sgt. Winters beschloss sich mit Sgt. Getraer zu beraten, langsam gefiel ihm die Unfallgeschichte auch nicht mehr. ?Kommen Sie rein?, winkte Getraer ihn in sein B?ro. ?Joe, was h?ltst Du von Grossman?? fragte Winters. ?Grossman ist wohl manchmal etwas tollpatschig, allerdings beweist er oft ein gutes Gesp?r bei Ermittlungen. Sgt. Winters trug Getraer Grossies und Turners Idee vor. ?Glaubst Du wirklich, dass jemand 15 Autos einfach auf der Strasse platziert, ohne Grund?? ?Nein?, erwiederte Getraer, ?aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was diese Rostlauben ausserhalb eines Schrottplatzes zu suchen haben.?

?Apropos Schrottplatz?, unterbrach Winters ihn. ?Turner hat die letzten Besitzer anhand von Kennzeichen und Fahrgestellnummern ermitteln k?nnen. Alle, bis auf 5, haben ausgesagt, sie h?tten ihre Wagen zur Verschrottung an den Schrotth?ndler Bowers verkauft?. Getraer horchte auf. ?Baker und Poncherello haben gestern ?ber 20 gestohlene Autos auf einem Schrottplatz Bowers sichergestellt. Zeig mal die Adresse zum Vergleich?. Es stellte sich heraus, dass die Adressen ?bereinstimmten. Getraer begleitete Winters in den Vernehmungsraum in den er den verhafteten Schrotth?ndler bringen liess. Mr. Bowers konnte sich auch nicht erkl?ren, warum die ihm ?berlassenen Autos auf dem Highway wieder auftauchten. ?Wissen, Sie, ich f?hre genau Buch ?ber die Ein- und Ausg?nge in meinem Betrieb. Ich kann mir auch nicht erkl?ren, warum so viele gestohlene Autos bei mir gelandet sind, die B?cher stimmen?. Winters kam eine Idee:? Bowers, wenn Sie Buch f?hren, notieren Sie sich dann Marke und Farbe der Autos, die Ihnen ?berlassen werden?? ?Nein, nur die Marke und das Baujahr werden erfasst?, entgegnete der Schrotth?ndler. ?10 der 15 Autos vom Freeway sind Ihnen ?berlassen worden, 5 waren gestohlen, die Diebe der drei gestern gestohlenen Wagen hat man bei Ihnen auf dem Grundst?ck gefasst. Was ist, wenn die Autos doch zusammengeh?ren?? ?berlegte Getraer. ?Bowers blickte ihn verwirrt an. ?Sir, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, warum jemand Schrottautos auf den Freeway stellt und dann einfach weggeht?.

Grossie und Turner trafen beim Lunch auf Jon und Ponch. Beide berichteten nun von den laufenden Ermittlungen und ihren Vermutungen. ?Das ist ja interessant, lassen wir mal das Motiv weg, wie schafft es jemand bei Nacht und Nebel 15 Autos mitten auf eine Autobahn zu stellen und keiner bekommt etwas mit. Das ist doch ver ? Ah, verflixt, was ist den das?? Ponch sprang auf und hielt den anderen seine zerl?cherte Br?tchent?te und die Reste seines Sandwiches entgegen. Jon lachte laut. ?Es wird Zeit, dass Du f?r Dein Findelkind ein zu Hause findest, sonst h?rt das nie auf?. Grossie und Turner blickten die beiden fragend an. ?Findelkind?? Ponch hob Flauschi aus seiner Satteltasche und setzte sie auf den Tisch. ?Dieses Vieh hat meine Berichte angeknabbert, ich musste rund ein Drittel neu schreiben?, Grossie war ausser sich. ?Jetzt sag bloss, es ist Deines? Oh, Ponch, dass wirst Du mir b?ssen?, Grossman stand auf und wollte gehen. ?Hey Artie, es tut mir leid, ich wusste nicht, dass Deine Berichte in der Schublade waren. Ich mache es wieder gut, wie w?re es, wenn ich Dir Dein Mittagessen ausgebe?? Etwas brummig stimmte Grossie zu und setzte sich wieder. Turner war in Gedanken versunken und wachte erst auf, als Flauschi sich auch ?ber sein Mittagessen hermachen wollte. ?Hey, wo kommt das Tier denn pl?tzlich her?? ?berrascht blickte er auf. Mit einem anklagenden Blick wies Grossman auf Ponch, dieser nahm Flauschi schnell vom Tisch und packte sie zur?ck in die Satteltasche.

?Mal angenommen, jemand tut so etwas Verr?cktes?, sinnierte Turner weiter. ?Er muss auch die logistischen M?glichkeiten zur Verf?gung haben, 15 Autos l?dt man nicht einfach so auf und dann wieder ab, dazu noch an einer so ungew?hnlichen Stelle.? Turner sch?ttelte den Kopf. ?Nein, ich komme nicht dahinter?.

?Dieser Jemand m?sste einen grossen Transporter haben oder einen sehr grossen LKW?, ?berlegte Grossie. ?Fest steht jedenfalls, dass diese Autos nicht selbst dorthin gefahren sind, viele hatten platte Reifen?, warf Turner ein. Jon ?berlegte angestrengt, jedoch wollte auch ihm kein glaubw?rdiger Grund einfallen, so gab er es auf. Die Officer beendeten ihre Mittagspause und fuhren wieder Streife.

?Du Jon, ich finde keine Ruhe, lass uns doch noch mal zu Mr. Stoner fahren, dieser Mann geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Er wirkte gestern so traurig und fast abwesend. Vielleicht hat er gar nicht gemerkt, dass er schon den Rasen gesaugt hat, bevor wir ihn aufgescheucht haben?, sagte Ponch. ?Bitte, Jon.? ?Ok, Du gibst vorher sowieso keine Ruhe?, stimmte Baker zu.

Gemeinsam fuhren sie wieder zu Mr. Stoners Haus. Er ?ffnete gleich und bat sie herein. ?Ich bekomme nicht mehr oft Besuch?, erkl?rte er das Chaos in seinem Wohnzimmer. Jon und Ponch sahen dar?ber hinweg. ?Wow, das ist ja ein toller Truck?, staunte Jon und wies auf ein Foto, dass einen riesigen MAN Truck zeigte, vor dem eine lachende Frau und ein kleines M?dchen zu sehen waren. Mr. Stoner sah nur fl?chtig hin. ?Ja, den habe ich noch, von dem konnte ich mich doch nicht trennen, auch wenn ich keine Spedition mehr habe ? Erinnerungen, wissen Sie.? Mr. Stoner sah pl?tzlich wieder sehr traurig aus. Ponch versp?rte Mitleid und er wollte ihn ablenken. ?Sir, wenn Sie den ganzen Tag zu Hause sind, haben Sie doch bestimmt viel Zeit?? ?Ja, nat?rlich, es wartet niemand mehr auf mich, ich habe alle Zeit der Welt?, bekam er zur Antwort. ?Einen Augenblick?, rief Ponch. ?Bin gleich wieder da?. Er eilte nach draussen und hob Flauschi aus seiner Satteltasche, sie hatte inzwischen Gefallen and seinem Strafzettelblock gefunden, darauf achtete Ponch allerdings nicht mehr. Er eilte ins Haus und hielt Flauschi dem ?berraschten Mr. Stoner hin. ?Mr. Stoner, Flauschi ist uns vors Motorrad gelaufen, sie hat kein Zu Hause und Sie keine Familie. W?ren Sie bereit, sich wenigstens ein paar Stunden um sie zu k?mmern, bis ich das Tierheim verst?ndigt habe?? V?llig ?berrumpelt stimmte Stoner zu und nahm das Kaninchen auf den Arm. Jon und Ponch verabschiedeten sich rasch und meldeten sich wieder dienstbereit.

*

Die beiden Sergeants und Mr. Bowers waren immer noch mit den Vorf?llen auf dem Schrottplatz und dem Freeway besch?ftigt. ?Mark?, sprach Getraer Sgt. Winters an. ?Ich glaube Mr. Bowers, dass er nichts mit den Vorf?llen zu tun hat. Ich denke, seine Angstellten haben mit den gestohlenen Wagen einen Handel getrieben. Die Papiere von den schrottreifen Autos waren nach dem Entsorgen ?berfl?ssig und wurden anscheinend nicht ordnungsgem?ss vernichtet, sondern weiterverwendet. Die Bande musste nur Autos stehlen, die auf den ersten Blick zu den Papieren passten?. Winters nickte zustimmend. ?Damit h?tten wir aber noch immer keine Erkl?rung, wie sowohl Diebesgut, als auch Schrottautos auf den Freeway gekommen sind?, erwiederte er dann.

Ponch war gl?cklich, endlich war er diesen schwarzen Plagegeist los und Mr. Stoner sah auch gl?cklicher aus, als sie gegangen waren. ?Du Jon, warum hat Mr. Stoner diesen riesigen LKW behalten? Er kann ihn nicht mehr gebrauchen, sehr merkw?rdig, finde ich?. Jon gab ihm einen Schubs. ?H?r auf, immerzu nachzudenken, er hat doch gesagt, dass Erinnerungen daran h?ngen, lass uns den Chevy dort vorne anhalten, die Bremslichter scheinen nicht in Ordnung zu sein?. Seufzend stimmte Ponch zu und schob die unliebsamen Gedanken beiseite.

Turner beschloss einen Blick auf den Schrottplatz von Mr. Bowers zu werfen, vielleicht konnte er etwas N?tzliches entdecken. Aufmerksam ging er um das Grundst?ck herum, von aussen sah alles gut aus. Die Autos standen ordentlich auf dem Platz, es lag kein M?ll herum. Turner folgte dem Zaun um die Ecke und stellte ?berrascht fest, dass dieser pl?tzlich aufh?rte. ?Jeder h?tte hier Autos entwenden k?nnen?, ?berlegte er. Er ging ein St?ck weiter, dort bemerkte er Reifenspuren, die auf ein grosses Fahrzeug schliessen liessen. Daneben lag ein kleines rotes Plastikteil, Turner vermutete darin den Teil eines R?cklichtes Jeb gab eine Meldung durch und rief die Spurensicherung an. Diese nahmen Abdr?cke von den Reifenspuren und brachten diese, sowie das rote Plastikst?ck ins Labor.

Unterdessen hatte Sgt. Getraer seine Besprechung mit Winters und Mr. Bowers beendet und sass wieder in seinem B?ro. Wutschnaubend riss pl?tzlich Mrs. Erie die T?r auf und begann augenblicklich heftig zu schimpfen: ? Das ist unglaublich, das Ihre Officer nicht die reinlichsten sind kann ich noch verkraften. Aber das hier, das hier ist einfach zu viel. Kommen Sie mit, dann wissen Sie was ich meine!? Sie f?hrte Joe Getraer in den Pausenraum und wies stumm auf die offensichtliche Verw?stung desselben. ?Oh, meine Migr?ne?, dachte Joe bei sich. ?Mrs. Erie, Sie werden hier nichts s?ubern m?ssen, daf?r habe ich schon die geeigneten Kandidaten, glauben Sie mir.? Die Putzfrau nahm das gerne zur Kenntnis und beruhigte sich schnell wieder.

Sgt. Winters rief Grossie zu sich. ?Grossman, vielleicht war ich etwas zu hart zu Ihnen, sie haben aber auch ein Talent, einen auf die Palme zu bringen. Trotzdem muss ich zugeben, dass Turner und Sie recht mit Ihrer Vermutung hatten. Ihr Kollege war inzwischen fleissig. Dank ihm, konnten Spuren sichergestellt werden, die vermutlich zu dem Fahrzeug geh?ren, das f?r die Entwendung der Autos vom Schrottplatz Bowers genutzt wurde.? Grossie strahlte, endlich wurde er ernstgenommen. ?Danke Sir?, erwiederte er.

?Grossman, die Spurensicherung hat festgestellt, dass das Plastikst?ck zu einem 1981 er MAN Truck geh?ren, die Reifenspuren passen auch dazu. Es gibt nicht viele dieser grossen Trucks hier, da sie importiert werden m?ssen. Machen Sie sich an die Arbeit und fahren zur Zulassungsstelle. Suchen sie alle relevanten Fahrzeuge aus und ?berpr?fen Sie die Besitzer?, befahl Sgt. Winters. ??brgens, Mr. Bowers haben wir wieder freigelassen, er hat nichts mit den Diebst?hlen zu tun.?

Grossie tat, wie ihm geheissen und besorgte die Daten, dann setzte er sich wieder an einen Schreibtisch und begann zu suchen. Jedoch wurde er nicht f?ndig. Nichts schien auf Unregelm?ssigkeiten hinzuweisen. Frustriert beschloss er eine Pause einzulegen. Da der Pausenraum pl?tzlich abgeschlossen war, ging Grossie nach draussen und setzte sich auf die Treppe bei der Garage. Nach ca. 10 Minuten sah er Jon und Ponch um die Ecke kommen. ?Hallo, wie geht?s?? Rief Jon her?ber. Grossie winkte die beiden heran und erz?hlte ihnen alle Neuigkeiten. Noch w?hrend er sprach, wurde Ponch immer nachdenklicher und stiller. ?Grossman, zeig mir doch mal Deine Unterlagen?, bat er schliesslich. Fragend sah Grossie ihn an, er bekam jedoch keine Antwort. Im B?ro angekommen las Ponch hastig die Daten, nach ungef?hr 5 Minuten wurde er f?ndig. ?Hier, das ist ein m?glicher Verd?chtiger, er wohnt keine 10 Meilen vom Schrottplatz entfernt?, stiess er hervor. ?Zeig mal?, Jon riss ihm den Zettel aus der Hand. ?Nein, das ist doch nicht m?glich, dass h?tte ich nicht gedacht?, Jon war verbl?fft. ?Doch nicht Mr. Stoner, Ponch, der war es bestimmt nicht.? ?Wer sagt das, Jon? Wir haben Mr. Stoner seinen Rasen staubsaugen sehen, h?ltst Du das dann f?r unm?glich??

Baker sch?ttelte den Kopf. ?Ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen, aber wir sollten nachfragen, bevor wir zum Sergeant gehen, meinst Du nicht?? Ponch sah Grossie an, der nickte nur. Zu dritt machten sie sich auf den Weg zu Mr. Stoner. Dieser war sehr ?berrascht Jon und Ponch gleich zweimal in so kurzer Zeit zu sehen, dennoch bat er auch Grossie freundlich herein. ?Schauen Sie?, begann Stoner, ?Ich habe Flauschi ein Gehege im Garten gebaut.? Er wies nach draussen. ?Wissen Sie was? Vorhin hat sie Junge bekommen, 3 St?ck. Wollen Sie mal sehen?? Die drei Officer gingen mit Stoner nach draussen. ?Das h?tte ich nicht gedacht, meinte Ponch. ?Ok, das Kaninchen war etwas dick, aber damit konnte doch keiner rechnen.? Vorsichtig n?herte er sich dem Nest. Als Flauschi ihn sah, legte sie die Ohren an und verschwand umgehend in dem kleinen Schutzh?uschen, dass Mr. Stoner ihr gebaut hatte. ?Ich kann es ihr nicht verdenken?, lachte Jon. ?Schliesslich hast Du ihr ?bel mitgespielt.? ?Wer hat sie denn umgefahren, Du oder ich?? fragte Ponch.

?Wissen Sie, ich w?rde das Tier gerne behalten?, meldete sich Stoner zu Wort. ?Immerhin hat sie nun Familie und sollte nicht weiter rumgeschubst werden.?

Grossman wurder ernst. ?Mr. Stoner, wir kommen nicht wegen des Kaninchens. Sie sind Verd?chtiger in dem Fall mit den 15 Autos auf der 405, die Presse hat ja genug dar?ber berichtet. Stoner wurde blass. ?Nun haben Sie mich?, murmelte er. ?Ich wollte doch nur Abschied nehmen.? ?Abschied nehmen?? Die Officer verstanden gar nichts mehr.

Mr. Stoner fasste sich ein Herz: ?Officers, als man mir mitteilte, dass meine Frau und Tochter einen Unfall hatten, durfte ich nicht zur Unfallstelle. Ich habe so gebeten, jedoch war der Anblick dermassen grausam, dass man mich nicht durch liess. Ich durfte meine Familie auch sp?ter nicht sehen, man sagte mir, der Anblick w?re zu schrecklich. So bekam ich nach dem Ende der Ermittlungen nur 2 Urnen in die Hand gedr?ckt.? Stoner schwieg bedr?ckt. ?Was wollten Sie mit dieser Aktion denn erreichen und wie haben Sie es angestellt, dass niemand etwas mitbekommen hat?? Ponch sah ihn ernst an. ?Ich wollte nichts B?ses?, beteuerte Stoner.

?Sir, wir m?ssen Sie mitnehmen, was Sie getan haben ist strafbar.? Grossie rief einen Streifenwagen, dann kehrten sie zum Revier zur?ck. Mr. Stoner hatte seine Nachbarin gebeten, sich um seinen Familienzuwachs zu k?mmern.

Auf dem Revier erkl?rte Mr. Stoner warum und wie er es angestellt hatte: Es muss so schrecklich f?r meine Familie gewesen sein und ich durfte nicht zu ihnen. Die Autos habe ich genau an die Stelle gebracht, wo dieser Unfall passiert ist. Dann habe ich mich hingesetzt und nachgedacht.? Jon sah ihn mitleidig an. ?Die 405 ist ein stark befahrener Freeway, selbst nachts d?rfte eine Aktion wie diese nicht unbemerkt bleiben.? Stoner wurde rot. ?Ich habe vom Schrottplatz auch kaputte Umleitungsschilder mitgehen lassen, diese habe ich eine Ausfahrt vorher aufgestellt, in beiden Richtungen. Als ich eine Weile dort gesessen habe, sah ich doch Autolichter auf mich zukommen. Ich entfernte schnell die Schilder und fuhr mit dem Truck davon. F?r die Autos blieb keine Zeit mehr.?

Die Polizisten hatten bei allem Mitleid keine andere Wahl, als Mr. Stoner zu verhaften. Dieser nahm es ruhig hin. F?r die Kaution musste er seinen Truck verkaufen, des Weiteren wurde ihm der F?hrerschein sofort entzogen. Dennoch hatte er gute Chancen mit einer Geldstrafe davon zu kommen, wenn er sich einer Therapie unterzog.

V?llig ger?dert wollten die Officer Feierabend machen. Doch Jon und Ponch ereilte noch ein anderes ?rgernis. Gerade, als sie gehen wollten, rief Getraer sie zur?ck: ?Baker, Poncherello, Sie beide sind noch nicht fertig!? ?Was gibt es denn noch, Sarge?? St?hnte Ponch. ?Sie beide haben eine Verabredung mit Besen und Putzzeug im Pausenraum. Dieses bissige Karnickel hat dort eine Spur der Verw?stung hinterlassen. Und da das ?beraus liebreizende Tier von Ihnen beiden angeschleppt wurde, ist es mir eine Ehre, Ihnen die Aufr?umarbeiten zukommen zu lassen.

?Ach Sarge, wir sind so m?de, haben Sie die Belobigung von gestern schon wieder vergessen?? Jon hatte keine Lust aufzur?umen.

?Nein, habe ich nicht, aber wenn ich es mir so ?berlege, k?nnte ich noch einen Tadel hinzuf?gen. Wegen St?ren des gewohnten Dienstablaufes. Suchen Sie es sich aus.? Seufzend griffen die beiden nach Besen und Eimer und begannen den Pausenraum aufzur?umen. ?Nie wieder bin ich nett zu einem Kaninchen, welches mir vors Motorrad l?uft?, schwor Jon. ?Ha, was hast Du denn schon getan, wer hat denn eine neue Familie f?r das schwarze Monster gefunden und nebenbei noch einen Fall aufgekl?rt?? Ponch war stolz auf sich. ?Du warst das bestimmt nicht, ohne die Ermittlungen von Turner und Grossie, w?rdest Du noch im Dunkeln tappen?, erwiederte Jon unerbittlich.

?Apropos dunkel?, grinste Ponch. ?Licht aus und T?r zu, ich mache jetzt Feierabend.? Sprachs, knipste das Licht aus und stolperte beim Rausgehen nat?rlich ?ber den M?lleimer. ?Jon?? ?Ja?? ?Machst Du das Licht bitte wieder an??

April 2005 by Mia

Ende