Kopf hoch, das wird schon wieder?

 

Kopf hoch, das wird schon wieder?

17.10.1973, 0:30 Uhr

Sue Andrews, ihr Bruder Kyle und dessen Freund Cole Hendriks kamen angeheitert von einer Party. Sie wollten mit dem Auto nach Hause, Kyle setzte sich ans Steuer. Gut gelaunt und unbekümmert steuerte er den Ford auf den Hollywood Freeway, alle drei wohnten im Valley und hatten ca. 40 Min. Fahrt vor sich. Ausgelassen alberten sie herum, Kyle vergaß auf den Verkehr zu achten. Da war es schon geschehen. Er drängte ein anderes Fahrzeug von der Auffahrt, dieses versuchte auszuweichen und krachte in die Seite eines Mercedes, der auf der Nebenspur fuhr. Völlig geschockt hielt Kyle an, er stieg aus um nach den verunglückten Fahrern zu schauen. Sue jedoch drängte ihn wieder ins Auto. "Kyle, wir haben alle getrunken und gekifft. Wenn die Polizei uns kontrolliert kommen wir nicht ohne Strafe davon, der Führerschein ist dann auch weg. Los, fahr weiter."

Kyle warf noch einen Blick auf die Unfallstelle, dann stieg er wieder ein und fuhr davon.

Der Mercedesfahrer war nur leicht verletzt, geistesgegenwärtig notierte er das Kennzeichen des Ford und verständigte die Highway Patrol von der nächsten Notrufsäule aus, dann kümmerte er sich um die Frau aus dem anderen Wagen, diese schien schwerer verletzt.

Sindy Cahill kam 15 Minuten nach dem Notruf an der Unfallstelle an, sie hörte dem Mercedesfahrer aufmerksam zu und schrieb das Kennzeichen des flüchtigen Ford zur Fahndung aus. Gemeinsam mit den kurz darauf angekommenen Fritz und Grossman kümmerte sie sich um den Verkehr und den Abtransport der Unfallopfer und -wagen.

17.10.1973, 1:20 Uhr

Jon fiel ein Fahrzeug auf, welches zu schnell und ständig die Spur wechselnd vom Hollywood Freeway Richtung Valley abbog. Er beschloss den Ford anzuhalten, jedoch reagierte der Fahrer nicht auf die roten Blinklichter. "L.A., 7 Mary 3, erbitte Unterstützung bei der Verfolgung eines flüchtigen Fahrzeugs." Er gab seine Position durch und nahm die Verfolgung wieder auf. Officer Baricza und Officer Jacobs schlossen sich der Verfolgung an, gemeinsam brachten sie den Ford zum Anhalten.

Vorsichtig nährten sich Jon und Baricza der Fahrertür des Fahrzeugs. Officer Jacobs blieb in der Nähe der Funkgeräte. "Aussteigen, alle, sofort", befahl Jon. Eine junge Frau und ein junger Mann stiegen aus, der Fahrer jedoch reagierte nicht. Er sass wie gelähmt am Steuer. Bear und Jon nahmen die beiden jungen Leute fest. "Jacobs, kannst Du Dich um den Fahrer kümmern?" Fragte Jon. "Ja, sicher", bekam er zur Antwort. Jacobs näherte sich dem Ford und befahl dem jungen Mann am Steuer erneut auszusteigen. Dieser stieß plötzlich die Tür mit aller Kraft auf und versuchte zu fliehen, die Officer konnten einen länglichen Gegenstand in seinen Händen sehen. "Halt, stehen bleiben!" Jacobs wurde nervös und griff zur Waffe. Da der Fliehende nicht stehen bleiben wollte, zog er seine Waffe und gab einen Warnschuss ab. Der Mann drehte sich um. Einen Augenblick lang blieb er stehen, dann wandte er sich wieder um und hantierte mit dem Gegenstand in seiner Hand. Jon konnte von seiner Position aus erkennen, dass er einen Revolver in der Hand hatte. "Pass auf, Waffe!" Rief er Jacobs zu. Dieser reagierte sofort und zog seine Pistole. "Waffe runter, sofort", befahl er. Der junge Mann schien ihm nicht zuzuhören, er hob seinen Revolver und feuerte auf Jacobs. Dieser hatte gute Reflexe und konnte ausweichen. Jacobs zielte und feuerte auf den Fahrer des Ford. Mit einem Aufschrei brach dieser zusammen. Der Officer liess seine Waffe sinken und setzte sich auf den Boden, er stand unter Schock. Bear übergab Jon seinen Gefangenen, rannte zu der Stelle, an der der junge Mann zusammengebrochen war und prüfte seine Lebenszeichen. Dann stand er wieder auf. Ernst blickte er zu Jon hinüber und schüttelte den Kopf. "Kyle, nein!" Die junge Frau schrie verzweifelt auf.

 

21.03.1974, 10:00 Uhr

Officer Jacobs wurde in der für diesen Vorfall angesetzten Verhandlung freigesprochen. Der Richter hatte den Vorwurf des Mordes abgelehnt und Notwehr anerkannt. Sue Andrews und Cole Hendriks, die als Nebenkläger anwesend waren, akzeptierten den Freispruch nicht. Ausser sich vor Wut sprang Sue auf und drohte:

"Das wirst Du mir büßen, Jacobs, Ihr alle drei werdet dafür bezahlen!?"Anklagend sah sie Jon und Bear an, die als Hauptzeugen für die Entlastung Officer Jacobs verantwortlich waren. Cole zog sie auf ihren Stuhl zurück.

In einem späteren Verfahren wurden Sue und Cole zu 1,5 Jahren auf Bewährung verurteilt. Der Vorwurf lautete Unfallflucht. Alan Jacobs war blass geworden, er machte sich innerlich sowieso die schlimmsten Vorwürfe, Sgt. Getraer bestand auf einer psychologischen Betreuung für ihn.

16.10.1981, 9:15 Uhr

"Ach Jon, ich wünschte der Sarge würde nicht immer auf mir rumhacken, wenn es um kaputte Motorräder geht. So viel mache ich doch gar nicht kaputt", beschwerte Ponch sich bei seinem Partner. "Weißt Du, Ponch, ich finde Du machst ganz schön viel kaputt." "Was soll dass, hast Du meine Auszeichnung für ein Jahr unfallfreies Fahren schon vergessen?" Ponch war sauer. "Nein, ich erinnere mich noch gut, dass Du bald danach wieder einen Totalschaden hattest, keine Chance, Partner. Du bist und bleibst der König der Beulen", lachte Jon. Beleidigt setzte Ponch seinen Helm auf und warf Jon seinen berühmten "Du verstehst mich nicht" Blick zu.

Barry Baricza machte sich auf den Weg zu seinem Streifenwagen, da begenete ihm Alan Jacobs. "Hey Al, ist alles ok bei Dir?" Erkundigte er sich. Alan nickte ihm ernst zu. "Danke, mir geht´s gut, aber ok wird nie wieder etwas bei mir sein. Weißt Du, was morgen für ein Tag ist?" Bear wurde ernst. "Ja, diesen Tag kann ich auch nicht vergessen. Ich war erst 5 Monate zuvor von der Akademie in den aktiven Dienst gekommen. Und dann passiert so etwas, es war schockierend für mich."

"In über 15 Dienstjahren habe ich meine Waffe niemals gebrauchen müssen", fuhr Jacobs fort. "An dem Tag, an dem ich es musste, ist ein Mensch gestorben. Kein Psychologe kann mir einreden, dass es nicht meine Schuld war. Seit 8 Jahren kann ich nicht mehr richtig schlafen, meine Ehe ist an diesem Vorfall zerbrochen. Sag mir, Bear, wozu das Alles?" Besorgt blickte Bear ihn an. "Vielleicht solltest Du über eine Versetzung in den Innendienst nachdenken, ich kann mal mit Getraer reden, wenn Du willst". "Nein", kam es schroff zurück. "Aber danke der Nachfrage", Alan drehte sich um und verliess hastig die Zentrale. "Kopf hoch, das wird schon wieder", rief Bear ihm nach, doch er glaubte selbst nicht so recht daran.

16.10.1981, 12:30

Sue Hendriks wartete in ihrem Pick Up auf Cole. "Hast Du alles?" "Ja, kann losgehen", erwiderte er. Gemeinsam fuhren sie zu einem verlassenen Gebäudekomplex ausserhalb der Stadt. "Sie werden dafür bezahlen, Cole, nicht wahr?" Sues Blick war hasserfüllt, als sie sich umwandte. "Verlass Dich drauf, sie werden sich wünschen, niemals geboren worden zu sein", gab Cole zurück.

Sie stiegen aus und gingen zu einem abgelegenen Lagerhaus, dort holte Cole seine Werkzeuge hervor und begann die Tür eines Raumes mit sanitären Anlagen mit diversen Schlössern zu versehen. Sue ging in eine grosse Lagerhalle und stellte Stühle und Tische auf.

 

 

16.10. 1981, 14:50

Direkt vor Bear schoss ein schwarzer Wagen aus einer Parklücke. Er musste hart auf die Bremse treten um nicht mit ihm zusammen zu stoßen. Der Wagen beschleunigte und bog in eine verlassene Seitengasse ein. Bear folgte, gab aber keine Meldung ab. Der schwarze Pick Up hatte in der Gasse gewendet und schoss auf ihn zu. Bear versuchte auszuweichen und krachte gegen eine Hauswand. Benommen blieb er einen Augenblick sitzen. Plötzlich verspürte er einen heftigen Schmerz am Hinterkopf, dann wurde alles dunkel.

 

 

16.10.1981, 15:20

Jon und Ponch kontrollierten ein Fahrzeug, welches nur noch aus Rostlöchern zu bestehen schien. Die Insassen waren Studentinnen, sie versuchten Jon und Ponch einzuwickeln, um einem Strafzettel zu entgehen. Während Ponch ihnen noch einen Vortrag über Verkehrssicherheit hielt, winkte eine Passantin Jon zur Seite. "Officer, ich suche den Weg nach Santa Monica und habe mich verfahren, wären Sie bereit mir den Weg zu erklären?" Jon ging hinüber und begann eine Wegbeschreibung auf seinen Block zu zeichnen.

"Um einen Strafzettel kommen werden sie beide nicht herumkommen", Ponch blieb unerbittlich. "Papiere und Zulassung bitte." Er schrieb eine Anzeige, dann kehrte er zu den Motorrädern zurück. "Hey Jon, diese Hühner haben wirklich gedacht, man braucht nur vorne Bremsen, die spinnen doch, findest Du nicht? Jon?" Suchend blickte Ponch sich um. Jon war nirgends zu sehen. Ponch suchte zwei Blocks ab, Jon blieb verschwunden. Völlig ratlos meldete er seinen Partner als vermisst.

 

 

16.10.1981, 16:00 Uhr

Alan hatte gerade seine Kaffeepause beendet und ging zu seinem Streifenwagen zurück. Eine Frau trat ihm in den Weg. Unter einer Jacke versteckt hielt sie ihm einen Revolver entgegen. "Es ist soweit, Alan, Deine Zeit ist gekommen." Sie nahm ihm seine Waffe ab und befahl Jacobs in einen schwarzen Pick Up zu steigen. Er bekam die Augen verbunden und musste sich in den Fussraum des Fonds legen. Dann fuhr der Wagen los.

 

 

16.10.1981, früher Abend

Sgt. Getraer hatte eine Sonderbesprechung angeordnet, an der auch der Wachkommandant teilnehmen sollte. Ponch saß alleine und schweigsam auf seinem Platz, er fragte sich immer wieder, wie Jon am helllichten Tage verschwinden konnte, obwohl er direkt neben ihm gestanden hatte.

"Darf ich um Ruhe bitten?" Sgt. Getraer rief die Anwesenden zur Ordnung. "Die meisten dürften es schon wissen, heute Nachmittag ist Officer Baker spurlos verschwunden, als er einer Passantin den Weg erklären wollte. Weder er noch die Passantin sind bisher wieder aufgetaucht. Wir haben aber noch weiteren Anlass zur Sorge. Officer Baricza und Officer Jacobs werden ebenfalls vermisst. Man hat ihre verlassenen Streifenwagen vorgefunden, beide Officer sind verschwunden und bisher gab es keine brauchbaren Augenzeugen. Diese Nachricht schlug ein wie eine Bombe, von Jon´s Verschwinden hatte man schon gewusst, jedoch nicht von dem der anderen beiden Kollegen. Aufgeregt redeten die Polizisten durcheinander bis der Wachkommandant erneut um Ruhe bat. "Officers, ich bitte Sie bis auf weiteres nicht alleine auf Streife zu gehen. Wer im Auto fährt, bekommt einen Kollegen zugeteilt und wer Motorrad fährt, sucht sich einen ebenfalls alleine fahrenden Partner. Ich möchte, dass sie die Augen aufhalten und sich nicht voneinander entfernen! Habe ich mich klar ausgedrückt?" "Ja, Sir", kam es einstimmig zurück. "Kopf hoch, Männer, dass wird schon wieder", versuchte der Lieutenant die Officer aufzumuntern. Dennoch gingen die Kollegen bedrückt auseinander Die Frühschicht machte Feierabend und Platz für die Spätschicht.

 

 

16.10.1981, später Abend

Jon erwachte mit rasenden Kopfschmerzen, ihm war kalt. Vorsichtig tastete er seine nähere Umgebung ab. Er fühlte Fliesen auf dem Boden und an der Wand, an der er sich angelehnt hatte. Plötzlich stiess er gegen etwas Weiches, als er den Gegenstand mit den Händen abtastete, fühlte er, dass es ein Mensch war. Er begann an dessen Kleidung zu zupfen. "Hey, wer sind Sie, sind Sie wach?" Jon bekam nur ein Stöhnen zur Antwort, dann hörte er, wie sich jemand erbrach. "Hallo, geht es Ihnen gut, hallo!" Jon bekam jedoch keine Antwort. Mühsam raffte er sich auf und begann den Raum abzutasten. An der gegenüber liegenden Wand waren Waschbecken angebracht, daneben ertastete er Toilettenkabinen. "Hallo?" Jon rief wieder. "Jon, bist Du dass?" Baker erkannte Alan Jacobs Stimme. "Al, wo sind wir, was ist passiert?" Jon hatte sichtlich Angst. "Es ist Zeit zu sterben, Jon", antwortete Alan tonlos.

 

 

16.10.1981, 23:30

Sue und Cole Hendriks saßen vor einem verlassenen Gebäude und sahen in den klaren Nachthimmel. "Eine Stunde noch", begann Cole. "Eine Stunde und die schlimmsten 8 Jahre meines Lebens sind vollendet", erwiderte Sue. "Ich fahre nach Hause und sehe nach Kyle jun.", damit erhob Sue sich und stieg in ihren Pick Up. "Bringst Du ihn morgen mit?" Fragte Cole. "Natürlich, er soll zusehen, wie ich meine Rache vollende", stiess Sue hasserfüllt hervor.

17.10.1981, Frühschicht

Wie seine Kollegen auch hatte Grossie die ganze Nacht kein Auge zugetan. Dunkel erinnerte er sich an einen Vorfall, an dem Jon, Baricza und Jacobs beteiligt waren. Er beschloss zu Getraer zu gehen. "Sarge, haben Sie kurz Zeit für mich?" Grossman stand in der Bürotür und der Sergeant rief ihn herein. "Sir, erinnern Sie sich noch an den Vorfall vor etwa 8 Jahren an dem alle verschwundenen Officer beteiligt waren?" Getraer blickte ihn an. "Der Hendriks Fall? Meinen Sie diesen?" "Ja, Sir, mir fiel der Name nicht mehr ein. Glauben Sie nicht, dass es einen Zusammenhang geben könnte?" Sgt. Getraer sah Grossie an und nickte. "Darüber habe ich auch schon nachgedacht, Grossman besorgen Sie die Akten von damals, damit wir uns alles Wichtige noch einmal ins Gedächtnis rufen können." Damit wurde er weggeschickt und Grossie tat wie ihm befohlen. Getraer sass nachdenklich an seinem Schreibtisch, er merkte gar nicht, wie die Stunden verflogen. Da war es schon Zeit für die Einsatzbesprechung der Frühschicht. Natürlich wollten die Officer wissen, ob es Neuigkeiten gab, vor allem Poncherello liess ihm keine Ruhe. Inzwischen hatte der Commissioner das FBI zur Hilfe gerufen, welches das Büro des Wachkommandanten in Beschlag nahm. Natürlich konnten sich die Agenten vor Nachfragen der Officer kaum retten, darum erteilten sie ein Redeverbot an alle beteiligten Ermittler.

Nach der Besprechung entschloss Sgt. Getraer sich zu einem ungewöhnlichen Schritt. Er rief Grossman zu sich, schloss die Tür und griff zum Telefon. Er forderte von Pasadena Officer Fritz Gene an und wählte danach die Nummer von Sindy Cahill. Diese hatte die Patrol verlassen um eine Familie zu gründen. Ihr Mann war vor 3 Jahren tödlich verunglückt, seitdem arbeitete sie halbtags in der Einsatzzentrale. Den aktiven Dienst hatte sie aus Rücksicht auf ihre Kinder nicht wieder aufgenommen.

Sindy, Fritz, Grossie und Getraer trafen sich um 11 Uhr im Archiv. Getraer wies Grossie an, die Akten vorzulegen und bat Sindy und Fritz sich die Hendriks Verhandlung, sowie die von Jacobs noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Stumm arbeiteten sie an ihren Aufgaben.

17.10.1981 10:30 Uhr

Auch Bear erwachte mit quälenden Kopfschmerzen, in der Nacht hatte er sich mehrmals übergeben müssen, ihm war schwindelig. Er begann sich umzusehen, aus einem Oberlicht fiel etwas Licht in den Raum, in dem er sich befand. Bear sah auf der gegenüberliegenden Seite Waschbecken und Toilettenkabinen. Es handelte sich wohl um eine Firmentoilette, denn in schwachen Buchstaben konnte man noch "Andrews Trust" an der Wand lesen. Er versuchte auf die Beine zu kommen um sich am Waschbecken den gröbsten Dreck abzuwaschen. Erleichtert stellte er fest, dass sowohl Waschbecken als auch die Toiletten funktionstüchtig waren. Nachdem er sich etwas gesäubert hatte, versuchte er die Tür zu öffnen. Ohne Erfolg. Soviel er auch daran rüttelte, sie gab nicht nach. Stattdessen ging sie plötzlich auf und ein Mann befahl ihm mit vorgehaltener Waffe zu folgen. Bear zerbrach sich den Kopf darüber, wo er ihn schon einmal gesehen hatte, aber er kam nicht drauf. Der Mann führte ihn in eine verlassene Lagerhalle, dort waren Stühle und einige Tische aufgestellt worden. Auf den Stühlen erkannte er Jon und Jacobs. Beide sahen müde und mitgenommen aus. Der Mann drückte ihn auf einen Stuhl und fesselte ihm die Hände auf den Rücken. Dann verliess er die Halle. Wenig später hörten die drei Gefangenen, wie draussen ein Auto hielt und Türen klappten. Eine Frau, der Mann und ein kleiner Junge von ca. 9 Jahren betraten den Raum und nahmen hinter den Tischen Platz. "Officers, ich darf sie zu ihrer exklusiven, Privatverhandlung begrüssen, die Anklage lautet auf Mord und unterlassene Hilfeleistung. Ich bin die ehrenwerte Richterin Sue Hendriks, zu meiner Rechten sitzt der Ankläger Cole Hendriks und als Zuschauer ist Kyle Andrews junior anwesend." Mit einer spöttischen Geste wies sie auf auf die rechts und links von ihr Sitzenden. Nun dämmerte es auch Jon und Bear.  Ãœberrascht blickten sie sich an. "Miss Andrews, gehört zu einer Verhandlung nicht auch ein Verteidiger?" Fragte Jon. "Ich bin Mrs. Hendriks und sie drei brauchen keinen Verteidiger, da ihr Urteil schon feststeht." Sue spuckte aus. "Ihr habt meinen Bruder Kyle einfach ermordet und seinen kleinen Sohn um den Vater gebracht. Ihr verdient keine Gnade oder das Recht auf eine Verteidigung." Sue stand auf, sie näherte sich Jacobs. Hasserfüllt sah sie ihn an.  "Du bist der Mörder meines Bruders und hast Kyle junior zur Waisen gemacht. Dein Urteil lautet: Todesstrafe. Cole wird so freundlich sein und sie vollstrecken." Alan wurde blass, aber er sagte nichts. Ergeben senkte er den Kopf. Sue trat auf Bear zu. "Auch Du verdienst keine Milde, Du hast nichts für Kyle getan und ihn einfach sterben lassen". Sue holte aus und schlug Bear die Hand ins Gesicht. "Die Aorta war getroffen, ich hätte gar nichts tun können, selbst wenn ich ein Arzt gewesen wäre." Bear sah Sue gerade in die Augen. Innerlich erschrak er über den grenzenlosen Hass darin. Alan schien sich in sein Schicksal zu fügen, er war still und blickte zu Boden. Die selbsternannte Richterin sprach Jon an. "Du, Baker hast nichts getan, als zuzuschauen, wie diese beiden meinen Kyle umgebracht haben. Du wirst dazu verurteilt Zeuge der Hinrichtungen zu sein. Und ich schwöre Dir, Du wirst nichts dagegen tun können." "Alan hat damals in Notwehr gehandlet, Kyle hat zuerst auf ihn geschossen. Das ist nicht fair", protestierte Jon. Cole stand auf, hob einen mitgebrachten Baseballschläger auf und ging auf Jon zu. "Fair? Du wagst es von Fairness zu sprechen?" Mit voller Wucht schlug er Jacobs gegen die Beine, dieser schrie auf und biss sich danach auf die Lippen. "Fairness, Officer Baker, haben wir auch im Prozess gegen diesen Mörder dort vermisst".  Spöttisch wies er auf Alan, der in seinem Stuhl zusammengesunken war. Jon wollte es für Alan nicht noch schlimmer machen und schwieg. Cole nahm den Schläger auf und ging wieder auf Jacobs los. "Halt!" Bear war zornig geworden. "Muss der Junge unbedingt dabei zusehen, wie sie Selbstjustiz üben?" Auch wenn es seine eigene Lage verschlechtern sollte, wollte Bear nicht, dass der Junge, der in seinem Leben nichts anderes als Hass kennen gelernt hatte, Zeuge dieses Verbrechens wurde. Prompt wurde er mit einem Tritt in den Unterleib bestraft. "Bring ihn raus", befahl Cole seiner Frau. "Geh zum Auto und setz Dich rein", wies Sue Kyle an. Dieser hatte mit Entsetzen gesehen, was Tante und Onkel taten und folgte sofort.

Von draussen konnte er vereinzelt Schreie und die hasserfüllte Stimme seiner Tante hören. Kyle war von frühester Kindheit an der Hass auf die angeblichen Mörder seines Vaters gelehrt worden. Trotzdem war er anders als Tante und Onkel und ertrug nicht, was er hörte. Kyle rannte davon.

17.10.1981, 14:00 Uhr

"Das FBI tappt noch im Dunklen, es gibt keinerlei Spuren in den Streifenwagen oder in der Umgebung, in der sie aufgefunden wurden. Es wurden keine Kreditkarten benutzt, keine Überwachungskamera hat etwas Brauchbares aufgezeichnet und es gibt keine Zeugen für das Verschwinden unserer Kollegen", berichtete Joe Getraer den Kollegen im Archiv. "Sarge, wir haben im Archiv nicht viel gefunden. In den Protokollen ist zu lesen, dass die Nebenkläger im Prozess gegen Officer Jacobs mehrmals Morddrohungen ausgesprochen haben. In den Jahren darauf ist aber nichts passiert", sagte Sindy. Grossie und Fritz nickten bejahend. "Durchleuchten Sie das Leben der Verdächtigen nach dem Prozess, ich will über jeden Strafzettel, jeden Eintrag in Ämtern und alles im Umfeld von Sue und Cole Bescheid wissen", sagte Getraer. "Der Wachkommandant hat uns alle beurlaubt, da das FBI auch nicht weiter kommt. Somit haben wir seine inoffizielle Erlaubnis zu ermitteln", fügte er hinzu. Sindy machte sich auf den Weg zur Stadtverwaltung während Grossie und Fritz die Familien ihrer Verdächtigen aufsuchten.

17.10.1981, 15:30

Jon hatte Tränen in den Augen, er konnte es nicht ertragen, was seine Kollegen und Freunde ertragen mussten. Cole war wie im Rausch, er hatte Jacobs und Bear übel zugerichtet, beide hatten zwischenzeitlich das Bewustsein verloren. Jon hatte immer wieder für sie gebeten, ohne Erfolg. Sue und Cole waren unerbittlich, sie zerrten die drei Officer wieder in ihr Gefängnis und überließen sie sich selbst. Fassungslos starrte Jon auf seine Kollegen, sie waren dem Tod näher als dem Leben. Mit etwas Wasser und Toilettenpapier versuchte er ihnen die Verletzungen auszuwaschen und notdürftig zu verbinden. Bear wurde langsam wieder wach. "Wie fühlst Du Dich?" Fragte Jon mitleidig. "Nicht gut, als ob ein Zug über mich gefahren wäre", bekam er zur Antwort. Jon zog sein Hemd aus und legte es Bear unter den Kopf, dieser versuchte sich so hinzulegen, dass es weniger wehtat, jedoch ohne Erfolg. "Alan ist nicht aufgewacht, sein Puls ist fast nicht mehr fühlbar." Jon war in Sorge, doch von Bear bekam er keine Antwort, dieser starrte nur vor sich hin. Jon fielen seine glasigen Augen auf. "Gehirnerschütterung", diagnostizierte er im Stillen und fuhr fort Alan zu versorgen so gut es eben ging.

17.10 1981,17:00

Kyle war gerannt so schnell er konnte. Zur nächsten Bushaltestelle waren es 2,5 Meilen gewesen. Zum Glück hatte er Geld für eine Fahrkarte bei sich. Als er zu Hause ankam, lief er sofort in sein Zimmer und schloss sich ein. Das Rufen seiner Mutter hatte er überhört.

Kyles Mutter Sarah war erst 19 gewesen als ihr Sohn auf die Welt kam und gerade 20 als sein Vater tödlich verunglückte. Lange Zeit war sie sehr traurig gewesen, doch nun hatte sie einen guten Ehemann für sich und prima Vater für Kyle gefunden. Sie war nicht mehr zornig und hatte eingesehen, dass der Officer damals sich verteidigen musste. Ihr Sohn verbrachte viel Zeit bei Onkel und Tante, ihr gefiel allerdings nicht, wie diese ihren ewigen Hass auf den Jungen zu übertragen versuchten. "Bei Gelegenheit werde ich ein ernstes Wort mit den beiden reden", beschloss sie. Es klingelte an der Tür, Sarah öffnete und sah sich zwei Highway Patrol Officern gegenüber.

17.10.1981, 19:30

Sindy kehrte von der Stadtverwaltung zurück und erstattete Getraer Bericht. "Sue Andrews und Cole Hendriks haben vor etwa 7 Jahren geheiratet. Die Ehe ist bisher kinderlos. Sues Vater hat seine Firma "Andrews Trust" vor ca. 5 Jahren aufgegeben. Die Gebäude stehen leer. Es gibt ein paar Strafzettel wegen überhöhter Geschwindigkeit, ansonsten haben wir nichts Relevantes gefunden." Grossman und Fritz sind dabei die Familen der beiden zu besuchen, das letzte Mal haben sie sich von der Adresse einer Sarah Barker gemeldet. Ich schlage vor, sie unterstützen die beiden bei ihren Ermittlungen", ordnete Getraer an. Die zwei hatten nicht bemerkt, dass Ponch die ganze Zeit über in der Tür gestanden hatte. Natürlich wollte er mit und der Sergeant erlaubte es ihm gern, da er schon mehrere Beschwerden von den FBI Ermittlern über Ponch bekommen hatte. Zu dritt machten sie sich auf dem Weg zu Sarah Barkers Haus. Ihre Schicht war längst vorbei, dennoch dachte keiner daran nach Hause zu gehen.

Als sie an der genannten Adresse ankamen, begeneten ihnen Fritz und Grossie. Mrs. Barker hatte keine Informationen für sie gehabt. Ein wenig entmutigt berieten sie sich vor dem Haus. Kyle stand in seinem Zimmer und beobachtete die vier. Ihm war klar, wen sie suchten, dennoch kämpfte er mit sich. Die Hasstriaden seiner Tante waren nicht wirkungslos an ihm abgeprallt. Was sollte er nur tun? Einige Sekunden kämpfte er mit sich, dann fasste er sich ein Herz und rannte den Polizisten nach

17.10.1981, 20:25

Die Tür zu ihrem Gefängnis öffnete sich langsam. Sue und Cole traten ein. Alan war nach wie vor bewusstlos. "Bald habt ihr Ruhe", Sue sah sie gehässig an. "Ein paar Minuten noch, dann habt ihr es hinter euch", bestätigte Cole. Jon und Bear sahen zu, wie er ein Magazin in seinen Revolver steckte."?Lassen Sie uns gehen", forderte Jon. Meine Freunde sind so schwer verletzt, dass sie mit Sicherheit sterben werden, sollten sie nicht bald Hilfe bekommen". Sue und Cole Hendriks lachten ihn aus. "Sie sollen sterben, das ist unser Richterspruch für ihren Mord und die unterlassene Hilfeleistung", Cole sah ihn voller Verachtung an. "Du kannst froh sein, wenn wir Dich nicht auch noch umlegen, also halte die Klappe", befahl er dem Officer. Jon hatte Todesangst aber er fasste allen Mut zusammen und stand auf. Mit einem Satz war er bei Cole und versuchte ihm die Waffe abzunehmen. Einen Augenblick sah es so aus, als ob es Jon gelingen würde, doch Cole schüttelte ihn ab. Ein Schuss krachte, dann legte sich Totenstille über das Gelände.

Fortsetzung folgt.......

Bei dieser Geschichte habe ich mich entschlossen, zwei Enden zuzulassen. Eines wird von mir geschrieben und das andere von Meerchips. Ihr dürft gespannt sein. Ende 1 findet ihr links in der Navigationsleiste unter "Kopf hoch". Ebenso Ende 2, sobald es verfügbar ist.